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Die Geschwister Scholl und die Weiße Rose

Hans Scholl
22.09.1918 - 22.02.1943

Sophie Scholl
09.05.1921 - 22.02.1943

       

Christof Probst
06.11.1919 - 22.02.1943

Alexander Schmorell
16.09.1917 - 13.07.1943

 © A. Kalmer, 2003

 

Leaflet 2 / Flugblatt 2: 
[Kap. 58 & 29! - Wiedergabe nach John Gustav Weiß, 1927, Philipp Reclam jun, Leipzig]

 

 White Rose – Weiße Rose

Hans & Sophie Scholl

 Leaflet 2 Flugblatt 2:

 

English Translation:

 

“If the people are barely aware that the government exists, they are happy. When the government is felt to be oppressive they are broken. 

 

Good fortune, alas! builds itself upon misery. Good fortune, alas! is the mask of misery. What will come of this? We cannot foresee the end. Order is upset and turns to disorder, good becomes evil.

 

 

 The people are confused. Is it not so, day in, day out, from the beginning?

 

 The wise man is therefore angular, though he does not injure others; he has sharp corners, though he does not harm; he is upright but not gruff. He is clear-minded, but he does not try to be brilliant.”

 

German Original:

 

„Der, des Verwaltung unauffällig ist, des Volk ist froh. Der, des Verwaltung aufdringlich ist, des Volk ist gebrochen.

  

 

 Elend, ach, ist es, worauf Glück sich aufbaut. Glück, ach, verschleiert nur Elend. Wo soll das hinaus? Das Ende ist nicht abzusehen. Das Geordnete verkehrt sich in Unordnung, das Gute verkehrt sich in Schlechtes.

 

  Das Volk gerät in Verwirrung. Ist es nicht so, täglich, seit langem?

 

 Daher ist der Hohe Mensch rechteckig, aber er stößt nicht an, er ist kantig, aber verletzt nicht, er ist aufrecht, aber nicht schroff. Er ist klar, aber will nicht glänzen.“

 

 

   

 

“Whoever undertakes to rule the kingdom and to shape it according to his whim - I foresee that he will fail to reach his goal. That is all.”

 

“The kingdom is a living being. It cannot be constructed, in truth! He who tries to manipulate it will spoil it, he who tries to put it under his power will lose it.”

 

“Therefore: Some creatures go out in front, others follow, some have warm breath, others cold, some are strong, some weak, some attain abundance, others succumb.”

 

“The wise man will accordingly forswear excess, he will avoid arrogance and not overreach.”

 Lao-Tzu.

 

„Wer unternimmt, das Reich zu beherrschen und es nach seiner Willkür zu gestalten; ich sehe ihn sein Ziel nicht erreichen; das ist alles.“

 

„Das Reich ist ein lebendiger Organismus; es kann nicht gemacht werden, wahrlich! Wer daran machen will, verdirbt es, wer sich seiner bemächtigen will, verliert es.“

 

Daher: „Von den Wesen gehen manche voraus, andere folgen ihnen, manche atmen warm, manche kalt, manche sind stark, manche schwach, manche erlangen Fülle, andere unterliegen.“

 

„Der Hohe Mensch daher lässt ab von Übertriebenheit, lässt ab von Überhebung, lässt ab von Übergriffen.“

 Lao-tse.

 

 

   

 

Please make as many copies as possible of this leaflet and distribute them.

 

Wir bitten, diese Schrift mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen.

 

[Ch. 58 & 29!]

 

German Original:

 

 

 © A. Kalmer, 2003

Weiße Rose - White Rose

Hans + Sophie Scholl

"Die Weiße Rose" von Inge Scholl
Fischer Taschenbücher ISBN 3-596-11234-6  Jan. 1992

 

"Sophie Scholl"
Der deutsche Wettbewerbsbeitrag der 55. Berliner Filmfestspiele,
"Sophie Scholl - Die letzten Tage" erntete starken Beifall (13.2.2005)

Members of the White Rose, Munich 1942. 

Hans Scholl, his sister Sophie Scholl, and Christoph Probst.

 http://en.wikipedia.org/wiki/White_Rose

 

 

www.shoahproject.org/widerstand/weisserose/blattinx.htm !

www.google.de/search?q=Members+of+the+White+Rose,+Munich+1942.
&safe=off&biw=2133&bih=1061&source=lnms
&tbm=isch&sa=X&ei=OIcUVOK8A5fhoASWyYH4Bg&ved=0CAYQ_AUoAQ&dpr=0.9

 

(vollständig):

 Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer nationalistischen Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müßte man versuchen, sie mit geistigen Mitteln zu beweisen oder zu bekämpfen - die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild:

 Schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten. Schreibt doch Hitler selbst in einer frühen Auflage «seines» Buches (ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je gelesen habe; dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel erhoben worden):

 "Man glaubt nicht, wie man ein Volk betrügen muß, um es zu regieren"

 Wenn sich nun am Anfang dieses Krebsgeschwür des deutschen Volkes noch nicht allzusehr bemerkbar gemacht hatte, so nur deshalb, weil noch gute Kräfte genug am Werk waren, es zurückzuhalten. Wie es aber größer und größer wurde und schließlich mittels einer letzten gemeinen Korruption zur Macht kam, das Geschwür gleichsam aufbrach und den ganzen Körper besudelte, versteckte sich die Mehrzahl der früheren Gegner, flüchtete die deutsche Intelligenz in ein Kellerloch, um dort als Nachtschattengewächs, dem Licht und der Sonne verborgen, allmählich zu ersticken.

 Jetzt kommt es darauf an, sich gegenseitig wiederzufinden, aufzuklären von Mensch zu Mensch, immer daran zu denken und sich keine Ruhe zu geben, bis auch der Letzte von der äußersten Notwendigkeit seines Kämpfens wider dieses System überzeugt ist.

 Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn <es in der Luft liegt>, wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende.

 Es ist uns nicht gegeben, ein endgültiges Urteil über den Sinn unserer Geschichte zu fällen. Aber wenn diese Katastrophe uns zum Heile dienen soll, so doch nur dadurch:

 durch das Leid gereinigt zu werden, aus der tiefsten Nacht heraus das Licht zu ersehnen, sich aufzuraffen und endlich mitzuhelfen, das Joch abzuschütteln, das die Welt bedrückt.

 Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine Verteidigungsrede verfassen - nein, nur als Beispiel wollen wir die Tatsache kurz anführen, die Tatsache, daß seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialische Art ermordet worden sind. Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann. Auch die Juden sind doch Menschen - man mag sich zur Judenfrage stellen, wie man will -, und an Menschen wurde solches verübt. Vielleicht sagt jemand, die Juden hätten ein solches Schicksal verdient; die Behauptung wäre eine ungeheure Anmaßung; aber angenommen, es sagte jemand dies, wie stellt er sich dann zu der Tatsache, daß die gesamte polnische adelige Jugend vernichtet worden ist (gebe Gott, daß sie es noch nicht ist!)? Auf welche Art, fragen Sie, ist solches geschehen? Alle männlichen Sprößlinge aus adeligen Geschlechtern zwischen 15 und 20 Jahren wurden in Konzentrationslager nach Deutschland zur Zwangsarbeit, alle Mädchen gleichen Alters nach Norwegen in die Bordelle der SS verschleppt! Wozu wir dies Ihnen alles erzählen, da Sie es schon selber wissen, wenn nicht diese, so andere gleich schwere Verbrechen des fürchterlichen Untermenschentums? Weil hier eine Frage berührt wird, die uns alle zutiefst angeht und allen zu denken geben muß.

 Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch? Kaum irgend jemand macht sich Gedanken darüber. Die Tatsache wird als solche hingenommen und ad acta gelegt. Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem stumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiterzuwüten - und diese tun es.

 Sollte dies ein Zeichen dafür sein, daß die Deutschen in ihren primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, daß keine Saite in ihnen schrill aufschreit im Angesicht solcher Taten, daß sie in einen tödlichen Schlaf versunken sind, aus dem es kein Erwachen mehr gibt, nie, niemals? Es scheint so und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann, gegen diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muß er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld.

 Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln, er erleidet diese «Regierung», die eine so unendliche Schuld auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, daß sie überhaupt entstehen konnte! Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, besten Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig!

 Doch ist es noch nicht zu spät, diese abscheulichste aller Mißgeburten von Regierungen aus der Welt schaffen, um nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden. Jetzt, da uns in den letzten Jahren die Augen vollkommen geöffnet worden sind, da wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, jetzt ist es allerhöchste Zeit, diese braune Horde auszurotten. Bis zum Ausbruch des Krieges war der größte Teil des deutschen Volkes geblendet, die Nationalsozialisten zeigten sich nicht in ihrer Gestalt, doch jetzt, da man sie erkannt hat, muß es die einzige und höchste Pflicht, ja heiligste Pflicht eines jeden Deutschen sein, diese Bestien zu vertilgen.
 

 «Der, des Verwaltung unauffällig ist, des Volk ist froh. Der, des Verwaltung aufdringlich ist, des Volk ist gebrochen. [58; 1-4]
Elend, ach, ist es, worauf Glück sich aufbaut. Glück, ach, verschleiert nur Elend. Wo soll das hinaus? Das Ende ist nicht abzusehen. Das Geordnete verkehrt sich in Unordnung, das Gute verkehrt sich in Schlechtes. [58;5-10]
 Das Volk gerät in Verwirrung. Ist es nicht so, täglich, seit langem? [58;11-12]
Daher ist der Hohe Mensch rechteckig, aber er stößt nicht an, er ist kantig, aber verletzt nicht, er ist aufrecht, aber nicht schroff. Er ist klar, aber will nicht glänzen.» [58;13-17]

Lao-tse

 

 «Wer unternimmt, das Reich zu beherrschen und es nach seiner Willkür zu gestalten; ich sehe ihn sein Ziel nicht erreichen; das ist alles.» [29;1-2]
 «Das Reich ist ein lebendiger Organismus; es kann nicht gemacht werden, wahrlich! Wer daran machen will, verdirbt es, wer sich seiner bemächtigen will, verliert es.» [29;3-6]
Daher:
 «Von den Wesen gehen manche voraus, andere folgen ihnen, manche atmen warm, manche kalt, manche sind stark, manche schwach, manche erlangen Fülle, andere unterliegen.» [29;7-10]
«Der Hohe Mensch daher läßt ab von Übertriebenheit, läßt ab von Überhebung, läßt ab von Übergriffen»
[29;11-13]

Lao-tse

 

Wir bitten, diese Schrift mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen.

 

zitiert aus: "Die Weiße Rose" von Inge Scholl, Fischer Taschenbücher, ISBN 3-596-11234-6, Jan. 1992
[Kapitel-Nr. und Abschnitte ergänzt! - Dr. H. Alquiros]